Bitcoin, Blockchain und Immobilien

„Bitcoin-Comeback?“, titelte eine große deutsche Boulevardzeitung im April 2019. Die Kryptowährung hatte in den letzten Jahren für viel Furore gesorgt, ist durch Höhen und Tiefen gegangen und erhält nun erneut Aufmerksamkeit. Bitcoins basieren auf der sogenannten Blockchain-Technologie – und diese liefert bisher unbeachtete Potenziale für die Immobilienbranche, meinen Experten der Property Technology (PropTech)-Branche. Andere sehen durch die neuen Möglichkeiten gar den Beruf des Notars in Gefahr. Was ist dran?

Was ist überhaupt eine Blockchain?

Wie der Name andeutet, handelt es sich um eine Kette digitaler Datenblöcke, die mittels eines kryptographischen Verfahrens „gebaut“ werden. Die Blöcke enthalten eine Vielzahl an Transaktionen, wie etwa Überweisungen. Das Besondere daran ist, dass diese Daten dezentral auf verschiedenen, vernetzten Rechnern gespeichert sind. Somit ist es unmöglich, einen einzigen Block zu verändern, was verhindert, dass Transaktionen manipuliert oder Daten gefälscht werden. Das sichere Blockchain-Verfahren führt dazu, dass Leistungen überflüssig werden, die einen Wert oder Wertübergang dokumentieren und verifizieren.

Potential von Blockchain-Technologie für die Immobilienbranche

Es wäre denkbar, auch bei Transaktionen rund um Grundstücks- und Immobilienkäufe die Blockchain-Technologie einzusetzen. Schweden ist hier Vorreiter in der EU, denn skandinavische Grundbuchämter beginnen, Grundstücke und Eigentümer über Blockchain einzutragen. Dabei bringt es viele Vorteile, die Technologie zu nutzen:

  • Durch die hohe Datensicherheit wird Betrug beim Verkauf von Immobilien nahezu unmöglich.
  • Liquiditätsnachweise könnten in Echtzeit digital erbracht werden statt ausgedruckte Kontoauszüge vorzuzeigen. Diese sind anfällig für Fälschungen und ihre Aktualität weilt nur kurz.
  • Die Kosten für Beurkundungen durch Notare und Einträge in das Grundbuch könnten entfallen. Sie belaufen sich derzeit circa auf ein Prozent des Kaufpreises für den Notar und 0,5 Prozent des Kaufpreises für den Grundbucheintrag.
  • Der Eintrag in einem Blockchain-Grundbuch wäre zwar nicht gänzlich kostenfrei, besteht aber dauerhaft und kann nicht verändert werden.
  • Somit wird der Prozess des Grundstücks- oder Immobilienerwerbs insgesamt günstiger. Der europäische Nachbar Schweden spricht von Einsparungen in Höhe von 100 Millionen Euro. Dies ist nicht nur darauf zurückzuführen, dass die Kosten für bürokratische Abläufe entfallen. Auch die strafrechtliche Verfolgung von Betrug beim Immobilienkauf kostet den Staat viel Geld. Derartige Straftaten werden durch Blockchain minimiert.

Smarte Verträge

Blockchain könnte nicht nur beim Grundstückskauf einen Wandel verursachen, sondern auch beim Vertragsabschluss. Sogenannte „Smart Contracts“ sind voll automatisierte Verträge. Soll heißen: Sie überprüfen ihre in ihnen festgelegten Vertragsbedingungen komplett eigenständig. Man stelle sich also vor, ein Mieter betritt eine freie Wohnung mittels Chipkarte. Im selben Moment beginnt der automatisierte Mietvertrag und endet genau dann, sobald der Mieter eines Tages wieder auscheckt.

Wann kommt die Krypto-Immobilie?

Blockchain-Experten wie der IT-Berater Dennis Streichert oder der Projektingenieur Sebastian Gustke sind überzeugt, dass die neue Technologie im Immobiliensektor sinnvoll einsetzbar ist. Sie hoffen auf mehr politische Initiative, denn hinter dem Verfahren steckt keine Bank oder ein konkretes Unternehmen, das den Ansatz vorantreiben könnte. Hier braucht es zunächst juristische Angleichungen, etwa die Möglichkeit, das Grundbuch durch ein Blockchain-Netzwerk zu ersetzen. Dazu dürfen sich die Juristen den neuen Lösungen jedoch nicht verschließen. Vielmehr erfordert es neues Know-how in bisher berufsfremden Themen. Ob neben unmittelbaren Vereinfachungen durch Softwarelösungen basierend auf der Blockchain-Technologie auch die Kryptowährung Bitcoin Einzug in die Immobilienbranche halten wird, lässt sich nur schwer vorhersagen.