Schauspieler (Baurechtsanwälte?) auf dunkler Bühne schauen ins Publikum

Das Beste für Mandat und Mandant herausholen

Schauspiel-Coach Tobias Schulze leitet gemeinsam mit Prof. Michael Keller das Seminar „Schauspiel Baurechtsanwalt“, das am 5. und 6. Juni an der renommierten Ernst-Busch-Schauspielschule in Berlin stattfindet. „Bei uns lernen Sie Dinge, die Sie an keiner Uni und in keiner Kanzlei vermittelt bekommen“, sagt Schulze selbstbewusst. Im Seminar vermitteln die beiden Dozenten Sichtweisen und Techniken, um auch in kritischen Situationen, wenn etwa alle Fakten für die Gegenseite sprechen, souverän zu bleiben und das Beste für Mandat und Mandant herauszuholen.

Herr Schulze, muss ich als Rechtsanwältin oder Rechtsanwalt schauspielern können?

Wenn sich jemand beim Fußball dramatisch hinschmeißt, um einen Freistoß herauszuholen, ist das schauspielern. Aber das „Schauspielen“, der selbstbestimmte und aufmerksame Austausch mit dem Gegenüber, das ist etwas völlig Anderes und das sollte jeder Jurist beherrschen. Ansonsten wird es ein „autistischer Vortrag“ vor Gericht. Wenn Sie in der Lage sind, eine Verbindung herzustellen, Wirkung zu erzeugen und einen überzeugenden Eindruck zu hinterlassen, unabhängig von den Fakten, dann können Sie als Anwalt nur profitieren. Im Seminar vermitteln wir Methoden, um genau das zu erreichen.

Aber wenn die Fakten nicht stimmen oder die Rechtslage eindeutig ist, dann hilft auch kein Schauspiel, oder doch?

Politiker werden meist nicht aufgrund ihrer Argumente gewählt, sondern wegen ihrer Wirkung. Jüngstes Beispiel ist Friedrich Merz, der sich in der Frage der Kanzlerkandidatur wieder ins Gespräch gebracht hat, obwohl er doch eigentlich schon kaltgestellt war. Das liegt an seiner Person, an seiner Fähigkeit, aufzutreten und zu überzeugen. Generell werden Wahlen nicht (nur) wegen der besseren Argumente gewonnen, oder weil jemand in der Sache Recht hat. Charisma ist dafür mindestens genauso wichtig. Und sollten die Fakten tatsächlich unwiderlegbar sein und eine Niederlage ist unabwendbar, dann geht es auch in so einer Situation darum, Größe zu zeigen, souverän zu sein und nicht verärgert den Kontakt zum Gegenüber zu verlieren. So können Sie als Anwalt auch eine Niederlage für den Aufbau der eigenen Reputation nutzen.

Was ist das Besondere am Seminar Schauspiel Baurechtsanwalt?

Wir verlassen die rein rationale Ebene des Auftretens und erforschen gemeinsam die darunterliegenden sinnlichen Aspekte: Wie trete ich auf, wie spreche ich, welche Haltung nehme ich ein, wie atme ich richtig? Die Teilnehmenden lernen im Seminar, das volle Potenzial einer Situation zu nutzen und zu „bespielen“, also nicht nur eine Sachlage vorzutragen, sondern dabei auch andere Sinne zu integrieren und anzusteuern. Dies tun wir anhand typischer Situationen, wie sie im baurechtlichen Kontext häufig vorkommen. Rechtsanwältin Kathrin Heerdt hat uns hier gut vorbereitet und zum Bespiel typische O-Töne aus der Bauszene geliefert. Die Branche ist maskulin geprägt, ohne Ellenbogen scheint es nicht zu gehen, was die Lage vor allem für junge Baurechtler und vor allem auch Baurechtlerinnen nicht leichtmacht. Wie man sich hier durchsetzen kann ohne noch spitzere Ellenbogen einzusetzen, das und mehr vermitteln wir im Seminar.

Was genau lernen die Teilnehmenden? Was können sie danach besser?

Ob Mandantengespräch, außergerichtliche Verhandlungen oder Gerichtstermin, es geht immer um Kommunikation, um Austausch, darum, das Gegenüber wahrzunehmen und zu integrieren und gleichzeitig Stärke zu zeigen und souverän zu wirken. Nach dem Seminar gehen die Teilnehmenden mit einem anderen Bewusstsein in solche typischen Situationen und können so auf allen Ebenen, nicht nur der intellektuellen, überzeugen – das ist unser erklärtes Ziel.

Herr Schulze, vielen Dank für das Gespräch!

 


„Schauspielwerkzeuge für Baurechtsanwälte“ – exklusiv für Mitglieder der ARGE Baurecht

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