Nachbericht zur 58. Baurechtstagung

Die Freude, nach zwei Online-Tagungen wieder in Präsenz tagen zu können, war bei allen Teilnehmenden vor Ort zu spüren. Aber auch online war einiges los. Denn erstmals fand eine Tagung der ARGE Baurecht in einem Hybrid-Format statt. Dadurch konnten sich zu den rund 140 Teilnehmenden in Präsenz noch einmal etwa 160 dazu gesellen. Eine „Live-Übertragung“ im Internet machte es möglich. Rechtsreferendarin Jasmin Krüger verrät Ihnen alle Einzelheiten zur 58. Veranstaltung ihrer Art.

Jedes Bauwerk ist ein Unikat! Und: was Juristen aus der Baupraxis lernen müssen

Der Auftakt erfolgte traditionsgemäß mit der Grundlagenveranstaltung für junge Baurechtler:innen. Diplom-Ingenieur Christian Kanther gab den Teilnehmenden aufgrund seiner praktischen Erfahrungen einen fundierten und anschaulichen Einblick in die Baupraxis: vom Angebot bis zum Baubeginn, mit anschließenden Ausführungen zu unterschiedlichen Bautechniken.

Eine Mischung aus praxisnahen und wissenschaftlich anspruchsvollen Themen

Dr. Birgit Franz eröffnete den Hauptteil der Tagung, gefolgt von der Verabschiedung von Lena Rath. Ihr gebührte ein aufrichtiger Dank als Gründungsmitglied der Arbeitsgruppe junge Baurechtler:innen. Als Nachfolgerin wurde Franziska Pina herzlich begrüßt. 

Anschließend gab Dr. Petra Sterner einen Einblick in das neue Online-Forum für Mitglieder der ARGE Baurecht. Mitglieder können sich nun während und nach den Tagungen weiter inhaltlich austauschen.

Das Fachprogramm eröffnete Philipp Scharfenberg mit einem detaillierten Vortrag zum „Vorschuss- und Vorfinanzierungsanspruch“. Kein aktuelleres Thema als die „HOAI 2021“ stellte Heike Rath mit dem Zusatz: „Endlich Vertragsfreiheit!“ vor. Gespannt wurde den wertvollen Erfahrungen zu Honorarvereinbarungen gelauscht und anschließend rege diskutiert.

Am Nachmittag übergab Kathrin Heerdt den diesjährigen Nachwuchsförderpreis „Summa cum Bau“ an Lennart Sasse als besten Absolventen der Zusatzqualifikation Privates Baurecht der Philipps-Universität Marburg. Herr Sasse referiert ebenfalls in in der neuen Vodcast-Reihe der ARGE Baurecht, mit der Kolleg:innen unkompliziert FAO-Stunden sammeln können.

Rechtsanwält:innen im Baurecht sind oft auf Fachwissen anderer angewiesen. Es besteht schon lange ein Bedürfnis zur Zusammenarbeit mit anderen Berufsgruppen. In diesem Zusammenhang referierte Dr. Sven Hartung zur „Interprofessionellen Beratung- Chancen und Risiken“. In einem anregenden und lebendig gestalteten Vortrag wurden die großen Änderungen im Bereich der Anwaltschaft zum 1. August 2022 dargestellt und diskutiert.

Woher kommt eigentlich die VOB/B, was macht der Deutsche Vergabe- und Vertragsausschuss für Bauleistungen (DVA) und welche Rolle spielt eigentlich das Bundesbauministerium (BMI). Diese Fragen wurden von Cordula Getz, Referentin Bauvertragsrecht im BMI, in einem besonders interessanten Vortrag zum Abschluss des ersten Tagungstages behandelt.

Endlich wieder traditionell abschließend (unter entsprechenden Sicherheitsregeln) endete der erste Tagungstag mit einem Sektempfang und der Abendveranstaltung, diesmal im Benediktiner Wirtshaus Johanns Hof.

Der zweite Tag begann mit den wichtigsten Entscheidungen der Zivilsenate, vorgestellt von dem Vorsitzenden Richter am BGH Rüdiger Pamp. Mit einem derart hochkompetenten und bemerkenswerten rhetorischen Vortrag konnten die Teilnehmenden mit geschärften Sinnen sich dem anschließenden Vortrag von Oliver Koos zum Thema: „Verjährung von Ansprüchen vor Abnahme“ widmen.

Stefan Reichert schloss mit dem Thema „Preissteigerungen bei Baustoffen und deren Auswirkungen auf die Bauverträge“ zur aktuellen Lage, Rechtsprechung und mit einer zur Diskussion stehendenden Klausel den zweiten Tagungstag ab.


Rechtsreferendarin Jasmin Krüger