Frau Demirel, was hat Sie bewogen, sich auf eine Stellenanzeige zu bewerben, die wie die Werbung einer bekannten Partnervermittlung klingt?
Rebecca Demirel: Ich muss zugeben, dass ich bei dem Lesen der Stellenanzeige schmunzelte und mich zugleich über die ungewohnt fröhliche Anzeige aufrichtig freute. Als ich nach dem Studium, dem Referendariat und den Examina ins Berufsleben starten wollte, überforderten mich als Berufseinsteiger die hohen Anforderungen in den Stellenanzeigen. Weder hatte ich mit 28 Jahren promoviert, noch langjährige Auslandserfahrung und ein Leben aus dem Koffer konnte ich mir auch nicht vorstellen. Und da sah ich die Anzeige frisch und fröhlich auf meinem Bildschirm erscheinen und wusste sofort, dass ich mich bei genau dieser Kanzlei bewerben möchte. Denn eins wusste ich bereits im Studium: Das Baurecht mag ich. Den Status des Verliebens hatte ich damit bereits überschritten.
Da lag sie nun, die Bewerbung, die für eine Baurechtskanzlei wie ein Sechser im Lotto scheinen muss. Dennoch mit fehlender Zusatzzahl, was den Wunsch „in Teilzeit“ anbelangt, oder Frau Heerdt?
Kathrin Heerdt: (schmunzelt) Der Zusatz „in Teilzeit“ hat mich gar nicht gestört. Nicht selten entscheiden sich gerade jüngere Kolleginnen und Kollegen zugunsten der Familie für eine reduzierte Wochenarbeitszeit. Wäre das für uns ein Ausschlusskriterium, würden wir uns selbst am meisten schaden, weil wir auf viele engagierte und motivierte Talente verzichten müssten. Hier war der Grund für die Teilzeittätigkeit ein noch charmanterer: an den Tagen, an denen sie nicht in der Kanzlei ist, arbeitet Rabea als Syndikus-Anwältin in dem elterlichen Projektentwicklungs- und Immobilienverwaltungsunternehmen. Sie bringt also nicht nur langjährige praktische Erfahrung aus der Bauabwicklung und Immobilienbetreuung mit, sondern gewinnt in jeder Woche neue Erfahrungen. Sie kann sich daher ungewöhnlich rasch in Problemstellungen hineindenken und sie tatsächlich verstehen. Das unterscheidet sie im positiven Sinne von vielen anderen.
Bei Ihnen beiden stimmt die Chemie offenbar. Inwieweit spielt die Philosophie der Kanzlei eine Rolle für Sie und Ihre Zusammenarbeit?
Rabea Demirel: Im Rahmen meines Referendariats verschlug es mich in eine bekannte Hamburger Baurechtsboutique. Fachlich fühlte ich mich Zuhause. Dennoch fehlte etwas. Aus heutiger Sicht kann ich sagen, dass genau das fehlte was die Zusammenarbeit mit Kathrin Heerdt und den anderen Kolleginnen und Kollegen der Kanzlei ausmacht: Teamfähigkeit, ein hohes Maß an Kollegialität und Sympathie sowie gegenseitige Wertschätzung.
Kathrin Heerdt: Als ich vor drei Jahren in die jetzige Kanzlei nach Hamburg kam, brachte ich bestimmte Vorstellungen mit, fachlich, organisatorisch, aber vor allem auch darüber, wie Zusammenarbeit funktioniert. Mein Wunsch ist es, dass alle – vom studentischen Mitarbeiter über die Assistenz bis zu den Anwälten – gern ins Büro kommen. Mit dem Willen, gerade knifflige baurechtliche Fragen gemeinsam zu lösen und auch mal um die Ecke zu denken. Trotz des immer vollen Schreibtischs und dringenden Angelegenheiten immer einen Grund zu finden, gemeinsam zu lachen und beim Mittagessen etwas zu erzählen, was mit Baurecht gar nichts zu tun hat. Mit Rabea funktioniert das seit dem ersten Tag ganz wie von selbst und aus Erfahrung weiß ich, dass das keineswegs selbstverständlich ist.
Das klingt beinahe so, als sei die Anwaltstätigkeit im Baurecht eher Nebensache, oder?
Kathrin Heerdt: Das täuscht. Alle Kolleginnen und Kollegen verbindet der Wille, das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Nicht mit der Brechstange, sondern durch möglichst konfliktlösende Überzeugung. Hierzu ist aus meiner Sicht eine Menge erforderlich: ein sicheres juristisches Fundament, wirtschaftliches und technisches Verständnis, der Wille, Tatsachen so zu verstehen, dass man sie anderen erklären und sie von der Richtigkeit überzeugen kann, ein sicheres Auftreten ohne Eitelkeit, eine klare Ausdrucksweise und die Bereitschaft, hart zu arbeiten. Dieses „Programm“ auf Dauer erfüllen zu können, fordert jeden von uns zumindest auch persönlich. Das wird nicht funktionieren, wenn man daneben nicht auch der Mensch sein kann, der man ist. Spaß, auch und gerade wenn er mit der eigentlichen beruflichen Aufgabe nichts zu tun hat, ist daher zumindest auch ein wesentlicher Aspekt. Zudem bin ich überzeugt davon, dass Mandanten fachliche Expertise voraussetzen, sich aber nicht zuletzt auch aufgrund der Persönlichkeit für eine bestimmte Anwältin oder einen bestimmten Anwalt entscheiden. Dann darf man aber auch die persönlichkeitsbildenden Merkmale nicht versuchen zu ändern oder gar zu unterdrücken. Mein Großvater war Spediteur und hat immer gesagt, ein guter Kaufmann müsse mit krummem Rücken gerade sein. Das gilt auch für Juristen und ohne Charakter kann man einfach nicht gerade sein.
Rabea Demirel: Die gute Zusammenarbeit in der Kanzlei funktioniert Stadtgrenzen übergreifend so wunderbar, da wir uns sowohl persönlich als auch fachlich ergänzen und austauschen. Um den täglichen Herausforderung immer wieder aufs Neue gewachsen zu sein, bedarf es einer auf gegenseitiger Wertschätzung basierenden Zusammenarbeit, um den Fokus nicht zu verlieren. Eine gute Zusammenarbeit setzt neben der fachlichen Eignung auch eine Vielzahl an sozialen Fähigkeiten voraus, die es erst ermöglichen, eine ausgezeichnete Begleitung und Beratung der Mandanten zu erbringen. Schließlich ist es der Mandant, der bereits bei dem ersten Telefonat feststellt, ob die Sympathie zwischen dem bearbeitenden Anwalt und ihm stimmt. Um die Mandatsbetreuung neben der erforderlichen Sachkenntnis auch mit persönlichem Einsatz zu erbringen, ist eine persönliche Zufriedenheit am Arbeitsplatz unabdingbar. Dies ist bei uns gelebte Unternehmenskultur.
Sie sprechen in diesem Zusammenhang gerne von „Homogener Diversität“. Was verstehen Sie darunter?
Rabea Demirel: Um es kurz zu fassen: Einheitlich und doch anders. Einheitlich verfolgen wir das Ziel einer vollumfänglichen Mandatsbetreuung mit bestmöglichem Ergebnis. Anders sind wir in vielerlei Hinsicht. Bei uns ist jeder anders und damit ein wertvolles Mitglied der Gemeinschaft. Um es mit einem altdeutschen Sprichwort zu sagen: Viele Bächlein ergeben einen Bach.
Kathrin Heerdt: Homogene Diversität ist für mich der Schlüssel für eine zufriedenstellende Zusammenarbeit. Ohne ein einheitliches gemeinsames Ziel kann sie nicht funktionieren. Das ist bei anwaltlicher Zusammenarbeit nicht anders als bei interdisziplinärer. Sofern das Ziel nicht dasselbe ist, ist das Ergebnis bestenfalls ein zufälliges, meistens aber kein gutes. Darüber hinaus muss aber jede und jeder Einzelne die Möglichkeit haben, Mandate auf eine ganz persönliche Art zu betreuen und unterschiedliche Aspekte einzubringen. Bei Rabea und mir gelingt das fast spielerisch. Sie kann sich für immobilienwirtschafts- und verwaltungsrechtliche Themen begeistern. Damit kann ich fast gar nichts anfangen. Umgekehrt schlägt Rabeas Herz nicht gerade schneller, wenn es um insolvenz- und planungsrechtliche Fragestellungen geht. Baurechtliche Fragen lösen wir beide gern. Um alle Fragen rund um das Grundstück, seine Bebauung und wirtschaftliche Nutzung beantworten zu können, braucht es aber der Expertise und Leistungsbereitschaft in allen der genannten Bereiche. Das ist bei der persönlichen Mandantenbeziehung nicht anders. Die eine kann ganz wunderbar auf Verbraucher, mit ihren speziellen Bedürfnissen eingehen, die andere ist besser darin, den Anforderungen von Unternehmen an die anwaltliche Begleitung zu entsprechen. Unser Ziel und der Anspruch an die Beratungs- und Prozessführungsqualität sind homogen. In den Interessenschwerpunkten, der Formulierung und dem Umgang mit Mandanten, ihren Vertragspartnern und dem Gericht unterscheiden wir uns schon. Um es mit den Worten eines ehemaligen Berliner Bürgermeisters zu sagen: „…und das ist auch gut so!“
Frau Heerdt, Frau Demirel, wir danken für das Gespräch!