Warum sind Sie ausgerechnet Baurechtsanwalt geworden?
Gregor Wittkämper: Für die Arbeit auf der Baustelle war der Umfang meiner Oberarme zu gering, daher konzentriere ich mich auf die Theorie (lacht). Im Ernst: Baurecht ist juristisch enorm spannend. Wer sich etwa im Schuldrecht wohlfühlt – so wie ich –, der kann sich im Baurecht richtig austoben und dabei Spaß haben. Hinzu kommt die praktische Komponente. Wir Juristen arbeiten ja viel mit theoretischen Konstrukten. Da kommt es mir gerade recht, dass die zugrunde liegenden Sachverhalte baurechtlicher Fälle äußerst handfest und praktisch sind.
Haben Sie das Baurecht oder hat das Rechtsgebiet Sie gefunden?
Mir war von Anfang an wichtig, mich zu spezialisieren. Ich wollte mich einem komplexen Gebiet zuwenden, in das man sich erst einmal einarbeiten muss, um mit dieser Expertise dann qualifiziert beraten zu können. Als ich in meiner ersten Kanzleistation meinen allerersten Baurechtsfall auf den Tisch bekam, war mir schnell klar: Das ist es. Von da an wollte ich Baurecht machen, und zwar in einer darauf spezialisierten Kanzlei.
Sie wollten von Anfang an in eine Kanzlei?
Ja, auf jeden Fall. Die Vorstellung, als Unternehmensjurist oder in der Verwaltung zu arbeiten, hat mich nie gereizt; ganz im Gegensatz zur abwechslungsreichen Arbeit als Anwalt in einer Kanzlei.
Ich bin mit sehr unterschiedlichen Projekten befasst, an denen viele verschiedene Leute beteiligt sind, deren fallbezogene Kommunikation von mir organisiert werden muss. Ich arbeite in Schriftsätzen juristische Sachverhalte akribisch aus, gehe auf die Baustelle oder vor Gericht … Eine tolle Mischung.
Müssen Sie in Ihrem Job gut bluffen können?
Sicherlich nicht wie beim Pokern, aber bis zu einem gewissen Grad sollte man schon bluffen können. Als Rechtsanwalt will ich der Gegenseite ja keine Argumente schenken und zum Beispiel auf Schwachpunkte in der eigenen Position hinweisen. Da muss die Gegenseite schon selbst draufkommen (lacht). Genauso sicher ist es aber eine schlechte Idee, Beweise anzubieten, die man gar nicht hat.
Was war die größte Herausforderung in Ihrem bisherigen Berufsleben und wie haben Sie diese gemeistert?
Die eine große Herausforderung gab es so nicht, sondern eher viele kleine. Als junger Rechtsanwalt war ich erst einmal mit vielen ‚Baustellen‘ konfrontiert. Ich musste auf einen Schlag viel organisieren, bewältigen und richtig einschätzen, mich schnell in die praktischen Grundlagen einarbeiten, um zügig mitreden und Verantwortung übernehmen zu können. Parallel dazu auch noch der Fachanwaltslehrgang plus Kanzleialltag, Kommunikation mit Mandanten, Termine, Verhandlungen, Prozesse … Jedes für sich anspruchsvoll, aber gut machbar. In Summe aber durchaus eine Herausforderung, vor allen am Anfang. Aber: All das gibt mir das Gefühl, den Wind in den Segeln zu spüren. Und das fühlt sich richtig gut an.
Sind Sie vor Gericht aufgeregt? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?
Manchmal schon, aber das gehört aus meiner Sicht bis zu einem gewissen Maß auch dazu. Das A und O ist es, sich auf solche Termine akribisch vorzubereiten. Wenn ich das getan habe, fühle ich mich auch sicher und es besteht gar kein Grund mehr, aufgeregt zu sein.
Aus welchem Fehler haben Sie am meisten gelernt? Inwiefern?
Mein größter Fehler war es, über Fehler falsch zu denken. Fehler sind ganz normal und passieren jedem. Wichtig ist, sich die Fehler nicht zu sehr zu Herzen zu nehmen, sondern den Blick darauf zu richten, was man alles richtig gemacht hat. Natürlich sollten sich Fehler nach Möglichkeit nicht wiederholen. Vielmehr sollten Fehler reflektiert werden, damit man daraus lernen kann.
Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften hilft Ihnen im Beruf am meisten?
Da fällt mir als erstes Kommunikationsstärke ein. Das ist gerade für Baurechtsanwälte eine sehr wichtige Fähigkeit. Ganz viele Dinge, die auf der Baustelle falsch laufen, sind schlechter Kommunikation geschuldet. Der eine sagt etwas, der andere versteht etwas völlig anderes und setzt es um. So kommt es ganz schnell zum Streit. Als Anwalt müssen Sie das erkennen, moderieren und für Klarheit sorgen. Zudem müssen sie gut zuhören können und eine gewisse Empathie für einen Fall und seine Protagonisten entwickeln.
Haben Sie außer Baurecht noch andere Hobbys?
Ich gehe regelmäßig laufen und spiele hin und wieder Fußball. Aber vor allem bin ich großer Italien-Fan. Ich mag die Küche, lerne gerade die Sprache. Überhaupt finde ich Fremdsprachen interessant und beschäftige mich gerne damit. Vielleicht, weil es dabei auch um Kommunikation, um sich verständlich machen geht – ganz wie auf der Baustelle (lacht).
Herr Wittkämper, wir danken Ihnen für das Gespräch.