Marie-Christin Lehmann

„Das Baurecht hat mich von Anfang an fasziniert“

Der erste Job als angestellte Rechtsanwältin, das erste eigene Mandat, der erste eigene Gerichtstermin: Marie-Christin Lehmann erlebt einen spannenden Einstieg ins Berufsleben seit ihrem zweiten Staatsexamen in Jura vor eineinhalb Jahren. Im September dieses Jahres wechselte sie zu der baurechtlich spezialisierten Kanzlei BÖRGERS. Im Interview berichtet sie von ihrem Einstieg ins Berufsleben, über ihren Weg ins Baurecht und gibt wertvolle Tipps für angehende Rechtsanwält*innen

Frau Lehmann, wollten Sie schon immer Baurechtsanwältin werden?

Um ehrlich zu sein, nein (lacht). In meinem Studium war mir zwar schon früh bewusst, dass ich Rechtsanwältin werden möchte, jedoch hatte ich meine ersten Berührungspunkte mit Baurecht erst während meines Referendariats in einer Immobilienrechtskanzlei. Dort wurde ich dann nach meinem Studium für das Gebiet privates Baurecht übernommen. Das hat mir so große Freude bereitet, dass ich mich dazu entschieden habe, mich auf diesen Bereich zu fokussieren.

Was fasziniert Sie am Baurecht?

Das Faszinierende am Baurecht ist, dass es keinen Fall gibt, der dem anderen ähnelt. Es ist total spannend, mit Mandanten Baustellen zu besichtigen und den Sachverhalt vermittelt zu bekommen. Man tritt mit verschiedenen Personen, die an dem jeweiligen Bauprojekt beteiligt sind, in Kontakt und kommt so auch mit unterschiedlichen fachlichen Problemen in Berührung.

Wenn Sie die Möglichkeit hätten, das Baurecht zu verändern – was wäre das?

(überlegt) Baurechtliche Gerichtsverfahren können sich sehr in die Länge ziehen. Manchmal wünsche ich mir, dass es schneller und einfacher verlaufen würde.

Warum haben Sie sich für Ihre jetzige Kanzlei entschieden?

Bereits im Bewerbungsgespräch habe ich gemerkt, dass die Teamfähigkeit dort an erster Stelle steht. Alle waren sehr offen und herzlich zu mir und das hat sich seit ich dort arbeite auch nicht geändert.

Was hat Ihnen auf Ihrem Weg als Rechtsanwältin bis hierhin geholfen?

Während meines Studiums und meines Referendariats waren meine Kommilitonen sehr wichtig für mich. Mit ihnen konnte ich sowohl zusammen lernen als auch privat Spaß haben. Das Gleiche gilt für das Arbeitsleben. Meine Kollegen hatten immer ein offenes Ohr für mich – das hat mir den Berufseinstieg sehr erleichtert. Sie haben mir als Anfängerin bei allen Fragen weitergeholfen und mich auch bei Hürden unterstützt.

Welche Hürden mussten Sie denn überwinden?

Es gab verschiedene kleine Hürden, mit denen jeder Berufsanfänger konfrontiert wird. Beispielsweise das erste Gespräch mit einem Mandanten ohne Unterstützung eines erfahrenen Kollegen oder der erste eigene Gerichtstermin. Ich war sehr aufgeregt, dass Fragen gestellt werden, die ich nicht beantworten kann. Hier haben mir meine Kolleginnen und Kollegen oder auch Vorgesetzte die Nervosität genommen und mich ermutigt, sie bei Unsicherheiten zu kontaktieren. Außerdem wurde mir von Beginn an vermittelt, dass Fehler passieren können und das Wichtigste ist, diese einzugestehen und daraus zu lernen. Das zu wissen, hat mir Sicherheit gegeben.

Wie kann man angehenden Jurist*innen das Thema Baurecht schmackhaft machen?

Während meines Studiums wurde dieses Gebiet kaum thematisiert. Das muss sich ändern und den Studierenden schon früh nahegebracht werden, dass Baurecht Spaß macht und man keine Angst davor haben muss. Die Universität in Magdeburg hat beispielsweise einen Nebenstudiengang für Baurecht ins Leben gerufen, was genau der richtige Ansatzpunkt ist. Auch während des Referendariats sollte der Referendar bereits Mandanten auf Baustellen begleiten dürfen und mit spannenden Praxisproblemen konfrontiert werden.

Können Sie ihren künftigen Kolleg:innen drei Tipps und Tricks geben, um besser durch das Jurastudium zu kommen?

An erster Stelle gilt, dass man die Studienzeit genießen und nicht ausschließlich den „Tunnelblick“ einnehmen soll. Man vergisst schnell, dass zum Studium mehr dazu gehört als nur zu lernen. Daran anschließend ist es wichtig, sich regelmäßig eine Auszeit zu nehmen. Beispielsweise habe ich in der Examensvorbereitung einen Tag in der Woche als Lernpause festgelegt. An diesem Tag habe ich meinen Akku wieder aufgeladen, habe Freunde und Familie getroffen, bin feiern gegangen und hatte neue Energie für die Lernphase. Als letztes empfehle ich, dass man sich weniger mit anderen Kommilitonen vergleichen soll. Auch wenn meine Mitstudierenden neun Stunden am Tag in der Bibliothek sitzen, bedeutet es nicht, dass ich das auch machen muss. Jeder muss seinen eigenen Rhythmus finden.

Und was würden Sie für den Berufseinstieg empfehlen?

Neben den Tipps, die ich für das Studium gegeben habe, ist es wichtig, sich auszuprobieren. Mit Baurecht habe ich ein Gebiet gefunden, was mich von Anfang an fasziniert hat. Wenn es einem jedoch nicht so geht, muss man den Mut haben, die Kanzlei und das entsprechende Rechtsgebiet zu wechseln. Aber auch innerhalb des Baurechts versuche ich, möglichst viel mitzunehmen und mir einen Einblick von allen Prozessen zu verschaffen. Sprich, man kann sich auch auf einem Rechtsgebiet möglichst breit aufstellen und im Laufe seiner Berufslaufbahn entscheiden, worauf man sich konzentrieren möchte.

Frau Lehmann, vielen Dank für das Gespräch.

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