Baurechtsanwalt Prof. Dr. Christian Lührmann, Mitglied der ARGE Baurecht

„Anwalt sein, hat viel mit Vertrauen zu tun“

Prof. Dr. Christian Lührmann (48) begann seine Karriere als Rechtsanwalt 2003 bei Kapellmann in Frankfurt. Seit 2009 ist er dort Equity Partner. Zudem hält er als Honorarprofessor an der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden regelmäßig Vorlesungen im Bereich Bauingenieurswesen und Immobilienmanagement.

Warum sind Sie ausgerechnet Baurechtsanwalt geworden?

Christian Lührmann: Das war nicht etwa zielgerichtet, sondern schlicht so, dass mir das Gesamtpaket der Kanzlei Kapellmann seinerzeit am meisten zusagte. Ich war als gerade fertiger Rechtsanwalt thematisch offen für alles, was da kommen mochte. So bin ich Baurechtsanwalt geworden und habe bis heute Spaß daran. Das Baurecht ist einfach ein sehr schöner Beratungsgegenstand. Sie laufen durch die Stadt und sehen, woran sie mitgewirkt haben. Das macht mich immer sehr zufrieden.

Man könnte also sagen: Sie wurden vom Baurecht gefunden?

Ja, und ich habe mich durchaus gerne finden lassen (lacht). Die Verbindung zwischen Recht und Technik fand und finde ich spannend.

Zu den juristischen Dingen gesellen sich Bautechnik, Baubetriebswirtschaft und Projektmanagement und ergeben eine attraktive Mischung, die mich sehr schnell ‚gekriegt‘ hat.

War der Weg zur Partnerschaft in der Kanzlei vorgezeichnet?

Es gehört zu den Prinzipien der Kanzlei, dass junge Kolleginnen und Kollegen von Anfang an stark eigenverantwortlich eigene Mandate betreuen. Nach einem fest definierten Zeitraum bekommt man die Chance auf eine assoziierte Partnerschaft. Gelingt es, sich zu bewähren, folgt nach einem weiteren kürzeren Zeitraum der Schritt in die Equity Partnerschaft und man wird Gesellschafter der Kanzlei. Grundsätzlich steht dieser Weg jedem offen.

Sie halten auch regelmäßig Vorträge für Studierende im Bauingenieurswesen und Immobilienmanagement. Warum?

Ja, das mache ich seit 2006. Zum einen, weil so erste Kontakte zu späteren Mandanten entstehen können, zum anderen finde ich es interessant, juristische Grundlagen aufzubereiten und zu erklären. Das schärft den Blick und trainiert das Gefühl dafür, die durchaus komplexen baurechtlichen Sachverhalte so zu ‚übersetzen‘, dass auch Nichtjuristen – zu denen der Großteil unserer Mandanten gehört – damit etwas anfangen können.

Müssen Sie in Ihrem Job gut bluffen können?

Anwalt sein, hat viel mit Vertrauen zu tun, und zwar nicht nur bezogen auf den Mandanten, sondern auch auf die gegnerischen Kolleginnen und Kollegen. Wenn Sie konstruktiv miteinander die bestmögliche Lösung einer Situation finden wollen, funktioniert das am besten, wenn Vertrauen da ist. Bluffen – ein schönes Wort für lügen (lacht) – funktioniert da natürlich überhaupt nicht. Gleichwohl können und sollten Sie sich auch nicht immer gleich in alle Karten schauen lassen.

Was war die größte Herausforderung in Ihrem bisherigen Berufsleben und wie haben Sie diese gemeistert?

Die eine große Herausforderung fällt mir nicht ein, sondern eher das, was man landläufig als den ‚Sprung ins kalte Wasser‘ bezeichnet. Als Rechtsanwalt lernen Sie durch Praxis und gerade am Anfang müssen Sie solche Sprünge einfach wagen, um weiterzukommen. Es gibt regelmäßig neue Rechtsgebiete, Normen, gesetzliche Regelungen oder auch Fallkonstellationen… Diesen und anderen Herausforderungen müssen Sie sich immer wieder stellen und Wege finden, sie zu meistern. Dabei hilft der kollegiale Austausch sehr, wie er bei uns in der Kanzlei, aber auch generell im Baurecht gepflegt wird.

Sind Sie vor Gericht aufgeregt? Wenn ja, wie gehen Sie damit um?

Ja, klar, am Anfang meiner Karriere war ich natürlich aufgeregt. Aber mit wachsender Erfahrung legte sich das schnell. Da Aufregung im Zweifel durch Unsicherheit entsteht, gehört eine gute Vorbereitung zu den besten Gegenmitteln. Und irgendwann stellt sich das Bewusstsein ein: ‚Es kochen alle nur mit Wasser‘ (lacht). Das gilt nicht nur vor Gericht, wo Ihnen vielleicht ein bärbeißiger Anwalt gegenübersitzt, sondern generell für viele Situationen. Wenn Sie das im Hinterkopf behalten, besteht meist gar kein Grund, aufgeregt zu sein.

Wie gehen Sie mit Fehlern um?

Fehler zu machen, ist völlig normal. Ich mache fast täglich welche. Die viel wichtigere Frage ist: Wie gehe ich damit um? Das Schlimmste, was passieren kann, ist nicht aus den eigenen Fehlern zu lernen. Kaum ein Fehler kann so groß sein, dass man nichts daraus lernen könnte.

Welche Ihrer persönlichen Eigenschaften hilft Ihnen im Beruf am meisten?

Ich versuche immer lösungsorientiert zu sein. Das entspricht meinem Naturell und ist in meinem Job extrem hilfreich. Klar wollen Sie als Anwalt bestimmte Interessen durchsetzen, aber vor allem müssen Sie sinnvolle und machbare Lösungen finden.

Haben Sie außer Baurecht noch andere Hobbys?

Einmal im Jahr gehe ich mit alten Schulfreunden wandern. Und wenn ich die Muße finde, fotografiere ich gerne oder schwinge auch mal den Kochlöffel in der Küche. Aber um ehrlich zu sein, bleibt dafür wenig Zeit. Schließlich habe ich drei Kinder, einen Hund, zwei Kaninchen und demnächst vielleicht noch eine Katze… (lacht).

Herr Lührmann, wir danken Ihnen für das Gespräch.

Rechtsanwalt Prof. Dr. Christian Lührmann

  • Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht
  • Honorarprofessor an der Hochschule RheinMain, Wiesbaden
Mitglied in der ARGE Baurecht
zum Profil