Herr Manz, Sie sind seit 2. Februar als Rechtsanwalt zugelassen. Wie fühlen Sie sich?
Erst einmal bin ich froh, dass die lange Ausbildungszeit vorbei ist (lacht). Gleichzeitig bin ich etwas aufgeregt und im positiven Sinne angespannt. Künftig stehe ich nicht mehr nur an der Seitenlinie, sondern darf als Rechtsanwalt das Spiel aktiv mitgestalten. Das ist es, was ich immer wollte. Ich freue mich darauf, das Gelernte nun in der Praxis umsetzen und mehr Verantwortung übernehmen zu können.
Wie haben Sie sich im Studium über Ihrer Karrieremöglichkeiten informiert?
Ich habe einen atypischen Weg gewählt, um letztlich als Anwalt zu arbeiten. Ich habe zunächst einen LL.B., also einen Bachelor of Laws im europäischen Recht abgeschlossen, der auf die Arbeit in den europäischen Institutionen vorbereitet. Ein Staatsexamen und eine Zulassung als Anwalt sind dabei nicht vorgesehen.
Im Verlauf des Bachelor-Studiums habe ich relativ bald festgestellt, dass es mich doch in die klassische Juristerei zieht. Somit habe ich ein Studium der Rechtswissenschaft drangehängt.
Welche Stationen haben Sie im Referendariat durchlaufen? Wie haben Sie Ihre Wahlstationen ausgewählt?
Ab der dritten Station darf man mitreden, wo es hingehen soll. So kam ich zur Vergabekammer Rheinland bei der Bezirksregierung Köln und konnte wertvolle Einblicke in die Arbeit der Kammer gewinnen. Schon nach dem ersten Staatsexamen war ich bei der Kanzlei Heuking Kühn Lüer Wojtek in Düsseldorf als wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig und beschäftigte mich vertieft mit dem Vergaberecht. Dabei ging es auch um Bauvergaben, was ich sehr spannend fand, und so rückten die Kombination aus Vergaberecht und Baurecht in meinen Fokus. Die vierte Station, die Anwaltsstation, wollte ich auf jeden Fall in einer entsprechend spezialisierten Kanzlei machen. So kam ich zu franz + partner in Köln. Dort habe ich dann auch meine fünfte und letzte Station, die Wahlstation, absolviert.
Was reizt Sie am Vergaberecht, was am Baurecht?
Zunächst einmal liegt mir die Kombination aus Recht und Technik, die das Baurecht prägt, aber auch für die Vergabe von Bauleistungen wichtig ist. Durch die Verbindung der beiden Rechtsgebiete kann ich zudem ein Vorhaben von der Planung bis zur fertigen Umsetzung begleiten und mitgestalten. Wenn wir öffentliche Auftraggeber beraten, achten wir sehr darauf, dass die erforderlichen Bauleistungen so beschrieben sind, dass der Bauunternehmer, der sich dafür bewirbt, genau weiß, was von ihm verlangt wird und auch in der Lage ist, die gewünschten Leistungen zu erbringen.
Sie sind also Jurist und Techniker?
So könnte man es ausdrücken (lacht). Bei franz + partner wurde ich sofort ins kalte Wasser geworfen. Ich meine das im besten Sinne. Ich musste, oder besser, durfte mich gleich mit technischen Sachverhalten auseinandersetzen und zum Beispiel im Zuge eines Infrastrukturvorhabens Themen wie Schottertrag- oder Asphaltdeckschichten näher kennenlernen. Dies in Kombination mit der vertieften juristischen Arbeit reizt mich sehr.
Warum haben Sie sich für eine Karriere in der Kanzlei entschieden und nicht etwa im öffentlichen Dienst oder auf Unternehmensseite?
Nach dem Bachelor wusste ich, dass ich vertiefter juristisch arbeiten wollte und mir war auch klar, dass ich auf jeden Fall als Anwalt arbeiten möchte, auch weil es ein freier Beruf ist, der mich nicht festlegt auf ein Thema oder einen Mandanten. Diese „Freiheit“ kann ich am besten als Kanzleianwalt ausleben.
Gibt es Vorbilder in der Juristenwelt, die sie inspirieren? Haben Sie einen „Baurechtshelden"?
Meine bisherigen Mentoren waren und sind, wenn Sie so wollen, „Helden“ für mich. Ein besserer Ausdruck wäre wohl Vorbilder. Da fällt mir als erstes Frau Dr. Birgit Franz ein, die ein unvergleichliches Gespür für baurechtliche und technische Fragestellungen hat. Sie kann sich akribisch in Sachverhalte einarbeiten, um Zusammenhänge bis ins letzte Detail zu verstehen. Wie sie sich mit Gespür für die Sache und die Beteiligten in die baubegleitende Beratung und in den Bauprozess einbringt, das ist wirklich beindruckend. Im Vergaberecht denke ich an Frau Dr. Ute Jasper, eine der führenden VergaberechtlerInnen in Deutschland, in deren Dezernat ich das Glück hatte, tätig sein zu dürfen. Frau Jasper ist eine Problemlöserin, die im manchmal statisch wirkenden Vergaberecht stets innovative Lösungen entwickelt und rechtssicher umzusetzen versteht. Von ihr habe ich viel gelernt. Sie sehen, meine Helden sind vor allem Heldinnen (lacht).
Was raten Sie den heutigen und künftigen Jurastudierenden?
Die juristische Ausbildung in Deutschland mag reformbedürftig sein, dennoch erhält man das Handwerkszeug, um im Juristenalltag bestehen zu können. Ich kann nur dazu raten, diesen Alltag, also die Praxis, frühzeitig zu suchen, sich auszuprobieren, in verschiedene Rechtsgebiete reinzuschauen, und seinen Interessen nachzugehen.
Ich selbst habe während meines Studiums lange als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet. Dadurch habe ich schon früh ein gutes Gefühl dafür bekommen, was ich als Anwalt machen will.
Herr Manz, vielen Dank für das Gespräch!